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früher Toleranzbegriff Stadtprivilegien 1652

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz

Früher Toleranzbegriff Stadtprivilegien 1652

Als Karl Ludwig (1) am 22. Dezember 1617 in Heidelberg geboren wird, scheint ihm eine glänzende Zukunft beschieden zu sein. Er ist der zweitgeborene Sohn des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. (2) und dessen Frau, der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart (3). Damals sind Ehen Adeliger keine Privatsache, sondern haben vielmehr eine große politische Bedeutung. So ist auch die im Februar 1613 in London geschlossene Ehe zwischen dem erst 16 Jahre alten Friedrich und der gleichaltrigen Tochter des englischen Königs Jakob I arrangiert, um durch die Verbindung der beiden bedeutenden protestantischen Familien ein Gegengewicht zu der Vormachtstellung der katholischen Habsburger zu bilden. Aber es ist auch eine Liebesheirat. Davon zeugen der englische Bau des Heidelberger Schlosses mit einem prächtigen Festsaal hoch über der Stadt, das Elisabethentor, der berühmte Schlossgarten „Hortus Palatinus“, (4) den Friedrich für seine Frau anlegen lässt und nicht zuletzt die dreizehn Kinder des Paares. Ihr erstes Kind Friedrich Heinrich wird am Neujahrstag 1614 geboren. (5)

Zu dieser Zeit beginnt sich in Böhmen der überwiegend protestantische Adel gegen den katholischen König Ferdinand aus dem Hause Habsburg aufzulehnen, da er die ihnen zugestandene Religionsfreiheit missachte und tyrannisch sei. Die Auseinandersetzungen führen im Mai 1618 zum „Prager Fenstersturz“ (6), bei dem die Aufständischen drei katholische Statthalter in den Burggraben werfen. Schließlich erklären die böhmischen Stände im August 1619 König Ferdinand für abgesetzt und wählen den 23 Jahre jungen Kurfürst Friedrich V. zu ihrem neuen König.

Zunächst zögert Friedrich. Seine Berater und auch sein Schwiegervater Jakob I. von England haben Bedenken. Doch sein ehrgeiziger Kanzler Christian von Anhalt, der von missionarischem Eifer getriebene Erzbischof von Canterbury und auch seine Frau Elisabeth bestärken Friedrich darin, die ihm angetragene böhmische Königskrone anzunehmen. Schließlich entscheidet Friedrich, „dem Willen des Allmechtigen nicht zu widerstreben“ und die Wahl anzunehmen. Im Geiste des Heidelberger Katechismus als Calvinist erzogen, fühlt er sich dazu verpflichtet.

Am 31. Oktober 1619 zieht Friedrich mit Familie, Hofstaat und fast 100 Wagen in Prag ein, wo er begeistert empfangen und vier Tage später im Veitsdom gekrönt wird (7). Doch der kein Wort Tschechisch sprechende und mit der Kultur nicht vertraute Friedrich macht sich schnell unbeliebt, als er die Steuer erhöht, eine allgemeine Wehrpflicht einführt, im Veitsdom religiöse Kunstschätze entfernen und sogar den berühmten Marienaltar von Lucas Cranach zerstören lässt.

Derweil sucht Ferdinand (8) Unterstützung und verbündet sich mit den Spaniern und dem bayerischen Herzog Maximilian I., dem Führer der Katholischen Liga. Es gilt nicht nur die böhmische Krone wieder zu erlangen, sondern vor allem die Vorherrschaft der Katholiken zu verteidigen. Denn Friedrich hat -als Kurfürst und böhmischer König- bei der Wahl des Kaisers zwei Stimmen und damit die Protestanten eine Mehrheit.

In der Schlacht am Weißen Berg (9) bei Prag wird das böhmische Heer von der kaiserlichen Übermacht am 8. November 1620 vernichtend geschlagen. Am nächsten Morgen flieht Friedrich, über den später die Reichsacht verhängt wird, mit seiner Familie in die Niederlande, und geht in die Geschichte als der „Winterkönig“ ein.

Die adeligen Anführer des Aufstandes werden hingerichtet, das Recht der Stände zur Wahl des Königs beseitigt und der Katholizismus wieder hergestellt. Da ihr Glaube nun verboten ist, müssen 30.000 protestantische Familien Böhmen verlassen. Während des folgenden 30 jährigen Krieges verlieren in Europa mehr als eine halbe Million Menschen ihre Heimat. 

Die Pfalz wird 1622 von Truppen der Katholischen Liga unter Führung des berüchtigten Generals Tilly erobert und geplündert. Dabei wird auch die kostbare Bibliotheca Palatina (10), eine der bedeutendsten Bibliotheken der Renaissance aus der Heiliggeistkirche geraubt und dem Papst geschenkt. Der zur katholischen Linie Pfalz-Neuburg gehörende Bayernherzog Maximilian erhält zum Dank für seine Hilfe die pfälzische Kurfürstenwürde.

Karl Ludwig verbringt seine Kindheit zusammen mit seinem älteren Bruder Heinrich, den beiden jüngeren Brüdern Ruprecht und Moritz sowie seiner Schwester Elisabeth im holländische Exil, wo noch weitere acht Geschwistern geboren werden. Alle erhalten eine ausgezeichnete Ausbildung und werden zu den gebildetsten Fürsten ihrer Zeit erzogen.  

Elisabeth (11) wird Äbtissin eines evangelischen Frauenstifts und korrespondiert mit René Descartes, der ihr sogar sein naturphilosophisches Hauptwerk widmet.

Ruprecht (12), der spätere Herzog von Cumberland, legt als Admiral den Grundstein für die spätere englische Seemacht und wird Gouverneur des nach ihm benannten „Ruprecht`s Land“ in Kanada.

Die in Holland geborene Louise Hollandine (13), eine hervorragende Malerin, konvertiert zum katholischen Glauben und wird Äbtissin eines Zisterzienserklosters.

Sophie (14), die jüngste Tochter, heiratet den Kurfürsten von Hannover. Ihr Sohn wird als George I. der erste englische König aus dem heute noch regierenden Hause Hannover, das sich später aber den Namen Windsor gibt.

Karl Ludwig wird vielsprachig erzogen. Außer Englisch, Französisch und Niederländisch spricht er auch Italienisch, und studiert zudem in Leiden Latein und Griechisch. Außerdem wird er in Geschichte, Philosophie, Rechtswissenschaft und Staatstheorie unterwiesen. Bei Friedrich Heinrich von Oranien erfährt er eine militärische Ausbildung. Nachdem sein älterer Bruder Friedrich Heinrich im Januar 1629 mit nur 15 Jahren bei einem Schiffsunglück ertrinkt, wird Karl Ludwig (15) Kron- und Kurprinz.

Friedrich lässt nichts unversucht, die Rückgabe der Pfalz und die Wiedereinsetzung als Kurfürst zu erreichen, aber Kaiser Ferdinand bleibt unversöhnlich und eine militärische Rückeroberung hat keine Erfolgsaussicht. Auch sein Freund, der schwedische König Gustav Adolf kann ihm nicht helfen. Im November 1632 stirbt Friedrich (16) im Alter von nur 36 Jahren an der Pest. Da übernimmt es seine Witwe Elisabeth (16) mit Hilfe ihres Bruders, des englischen Königs Karl I. die Kurpfalz für ihren Sohn Karl Ludwig zurück zu gewinnen.

Als der Prager Frieden von 1635 jedoch Karl Ludwigs Anspruch auf die Kurpfalz ignoriert, gehen er und sein Bruder Ruprecht an den Hof ihres Onkels Karl I. nach England. (17)

Mit englischem Geld kann Karl Ludwig 1638 die Herrschaft Meppen im Emsland als militärischen Stützpunkt kaufen, verliert ihn jedoch schon bald an die Kaiserlichen. Ebenso zum Scheitern verurteilt ist im folgenden Jahr der Versuch, im Elsaß die Armee des verstorbenen Bernhards von Sachsen-Weimar zu übernehmen. Denn auf der Reise dorthin wird Karl Ludwig auf Anweisung von Kardinal Richelieu so lange interniert, bis dieser die Weimarer Truppen für den französischen König gesichert hat. Karl Ludwig kehrt nach England zurück, wo er Revolution und Bürgerkrieg miterlebt. Seine Brüder Ruprecht und Moritz kämpfen an der Seite ihres Onkels Karl I.

Erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 erhält Karl Ludwig einen Teil der Kurpfalz zurück. Die Oberpfalz wie auch die Grafschaft Cham bleiben bei den Bayern. Diese Gebiete werden erst 1777 nach dem Erlöschen der bayerische Linie an die Pfalz zurückfallen.

Nach der Hinrichtung Karls I. verlässt Karl Ludwig England und kehrt im Oktober 1649 nach Heidelberg zurück, exakt 30 Jahre nach der Abreise seiner Eltern nach Prag. (18) Es bietet sich ihm ein Bild völliger Verwüstung. Das Schloss ist zerstört, Städte und Dörfer niedergebrannt und menschenleer, die meisten der einst bewirtschafteten Felder liegen brach. Es gibt nur noch wenige Bauern, die Äcker und Weinberge bestellen. Während des dreißigjährigen Krieges hat die Kurpfalz fast drei Viertel ihrer Bevölkerung verloren. Einkünfte kann der Kurfürst so kaum noch erzielen. Auch die Rheinzölle fallen als Geldquelle weitgehend weg, da es kaum noch Warentransporte gibt. Die Pfalz liegt darnieder und ist politisch wie militärisch unbedeutend geworden und dazu noch hoch verschuldet.  

Aber Karl Ludwig ist entschlossen, die zerstörte und entvölkerte Pfalz schnell wieder aufzubauen. Zunächst besorgt er bei evangelischen Städten in der Schweiz zu Wucherzinsen einen Kredit, für den er den kurfürstlichen Schmuck verpfändet. Zugleich achtet er auf einen sparsamen Umgang mit öffentlichen Geldern. Auch an seinem Hof wird eisern gespart. Vor allem ist ihm wichtig, wieder Menschen ins Land zu holen. Denn das Maß der Besteuerungsfähigkeit und damit die Einnahmen hängen vor allem von der Zahl und dem Wohlstand der Untertanen ab. Und die Höhe der Einnahmen entscheidet darüber, ob sich ein Fürst eine schlagkräftige Armee zur Sicherung seiner politischen Macht leisten kann. Denn politische Macht hängt im 17. Jh. mehr noch als heute von militärischer Macht ab.

In den Niederlanden hatte Karl Ludwig erlebt, wie Toleranz und Freiheit, eine indirekte Besteuerung, die Beschränkung behördlicher Reglementierung von Handel und Gewerbe und nicht uletzt das friedliche Zusammenleben verschiedener Glaubensrichtungen zu wirtschaftlicher Blüte und Reichtum der Bürger beitragen.

Um „…ehrliche Leut von allen Nationen“ zu gewinnen, erlässt Karl Ludwig daher im Jahre 1652 „Privilegien der Stadt Mannheim in der Churpfaltz gelegen“. 

Ihre neunzehn in Deutsch, Niederländisch und Französisch abgefassten Artikel sichern allen Bürgern weitgehende Rechte, Freiheiten und sogar Steuererleichterungen und Subventionen zu.

Neubürger gleich welcher Nationalität wie auch zurückkehrende Einwohner sind für die Dauer von zwanzig Jahren von Steuerzahlungen befreit. Auf Wunsch erhalten sie einen kostenlosen Bauplatz, für den nur ein jährlicher Grundzins anfällt, eine Art Erbpacht also. In Mannheim gibt es keine Leibeigenschaft. Dafür aber Religionsfreiheit. Auch wenn die reformierte Konfession privilegiert bleibt, darf sich in Mannheim jeder niederlassen, gleich welcher Religion oder Konfession. Auch Mennoniten und die in den Stadtprivilegien nicht erwähnten Juden sind willkommen. 1661 wird die jüdische Gemeinde gegründet.

Quartiere, in denen Menschen bestimmter Religion oder Abstammung zu wohnen haben, gibt es ebenso wenig wie berufsbezogene Quartiere. Die Privilegien gewähren Handels- und Gewerbefreiheit. So heißt es im 11. Artikel, der Tuchhandel sei frey zu handhaben und im 12. Artikel wird festgelegt „kein Handwerk oder Handwerksleut sollen in Mannheim unter Zünften stehen.“ Artikel 13 bestimmt, die „Gräben und Wälle an der Stadt Mannheim wollen Ihre Churfürstliche Durchlaucht sauber machen und auf dero eigene Kosten reparieren und erhalten, auch alle Brücken und Thore.“

Bevor eine neue Maßnahme angeordnet wird, muss sie darauf geprüft werden, ob sie einer Zuwanderung förderlich ist oder aber zu einem Wegzug führen könnte. Und auch Steuererhöhungen oder die Einführung neuer Steuern müssen öffentlich begründet und gerechtfertigt werden.

Um noch größere Steuergerechtigkeit und mehr steuerliche Entlastung zu erreichen, werden die Privilegien im Jahre 1661 durch die Einführung unabhängiger Ausschüsse ergänzt. Dort prüfen gewählte Deputierte die damals als „Nahrungszettel“ bezeichneten Steuererklärungen und nehmen die „Schatzung“, also die Steuerveranlagung vor. Dabei hat jeder Steuerpflichtige das Recht, vor seiner Veranlagung gehört zu werden.

Von der Bedeutung von Bildung überzeugt, fördert Karl Ludwig auch die Wissenschaft und ordnet an, dass die Heidelberger Universität ihren im Laufe des Dreißigjährigen Krieges eingestellten Lehrbetrieb wieder aufnimmt und beruft die besten Lehrer. Heidelberg entwickelt sich zu einer wichtigen Lehrstätte insbesondere für Beamte und Geistliche. Christian Mayer und Johann Jakob Hemmer profitieren später davon. Karl Ludwig stiftet zudem für zwei bis drei Stadtbürgersöhne Stipendien, damit sie sich höheren Studien widmen können.

Die Immigranten vor allem aus Frankreich, aber auch aus England, Flamen, der Schweiz, Holland wie auch Mennoniten und zahlreiche Juden bauen gemeinsam mit den zurückgekehrten Pfälzern das 1622, kaum 15 Jahre nach seiner Gründung zerstörte Mannheim aus Schutt und Asche wieder auf. Innerhalb eines Jahrzehntes wächst die aus unterschiedlichen Nationalitäten und Religionen bestehende und dennoch friedlich zusammenlebende Bevölkerung auf über 3.000 Einwohner.

Brachliegende Felder und Weinberge werden wieder angelegt, Tabak- und Kartoffelanbau eingeführt und so die Landwirtschaft wieder belebt.

Nicht zuletzt ist Karl Ludwig auch der Aufschwung des Handels wichtig, da er in ihm den Motor für den Wohlstand seines Landes erkennt. Um den Absatz pfälzischer Produkte zu erleichtern, versucht Karl Ludwig die Zollerschwernisse abzubauen. Auf dem Rhein müssen damals die Schiffe zwischen den Mündungen von Neckar und Ruhr die Zoll- und Mautstationen von mehr als 28 Kleinstaaten passieren. Die vielen Zölle machen Schiffstransporte jedoch unrentabel. Vergeblich versucht Karl Ludwig die Fürsten davon zu überzeugen, dass geringere Zolleinnahmen durch die zu erwartende Steigerung an Transporten mehr als ausgeglichen werden würden. Erst 200 Jahre später wird mit der Rheinschifffahrtsakte von 1868 das Ziel des weitsichtigen Karl Ludwig erreicht.

Der Kurfürst lässt die Friedrichsburg ebenso wieder aufbauen wie das gleichfalls im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Schwetzinger Schloss. Die Einwohner räumen die Trümmer weg und dürfen diese für sich verwenden.

1650 heiratet Karl Ludwig im Alter von 33 Jahren Charlotte, (21) die Tochter des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel. Aus dieser Ehe gehen die Kinder Karl und Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte, hervor. Der 1653 geborene Friedrich stirbt bald nach der Geburt. Danach verschlechtert sich das eheliche Verhältnis des kurfürstlichen Paares zunehmend und ihre unterschiedlichen Ansichten und Charaktere prallen immer mehr aufeinander. So kann Charlotte, der eine standesgemäße Repräsentation wichtig ist, kein Verständnis für den sparsamen Karl Ludwig und dem von ihm geübten Verzicht auf höfischen Luxus und glanzvolles Auftreten aufbringen. Eine nicht unerhebliche Rolle bei den sogar vor Gästen ausgetragenen Auseinandersetzungen dürfte der Umstand spielen, dass sich der Kurfürst Marie Louise von Degenfeld, (22) der liebreizenden Hofdame seiner oft launischen Gemahlin zuwendet.

Die Ehe des Kurfürstenpaares ist dann so zerrüttet, dass Karl Ludwig die Scheidung wünscht, der Charlotte jedoch nicht zustimmt. 1657 erklärt Karl Ludwig, dem als Kurfürst die Gerichtsbarkeit zusteht, die Ehe schließlich für aufgelöst und heiratet wenige Monate später in der Frankenthaler Garnisonskirche seine Louise. Weil sie nicht standesgemäß ist und vor allem wegen der fehlenden Scheidungseinwilligung der Kurfürstin wird die Ehe aber nur morganatisch als Zweitehe zur linken Hand geschlossen.

Louise wird somit nicht Kurfürstin und auch die 13 Kinder dieser glücklichen Ehe bleiben illegitim. Aber Karl Ludwig erhebt Louise und die acht Kinder, die das Erwachsenenalter erreichen, in den Stand von Raugrafen.

Der frühe Tod fünf seiner Kinder erschüttert Karl Ludwig sehr. Beim Begräbnis seiner neunjährigen Tochter Frederike schreibt er:

Warum müssen denn meine liebsten, unschuldigen Kinder nicht nur so frühzeitig, sondern auch mit solchen Schmerzen sterben, nun zum zweiten mal? Bin ich denn nicht in so vielen andern Sachen genugsam gestraft, übernehme ich mich denn so sehr mit Lust und versäume mein Amt?“

Am 18. März 1677 stirbt Louise bei der Entbindung ihres 14. Kindes. Der tief traurige Karl Ludwig widmet ihr eine Gedenkmünze auf der steht „Der Ewigkeit gewidmet.“ Elf Tage später wird in der Festung Friedrichsburg der Grundstein für die nach dem lateinischen Wort concordia = Eintracht benannte Concordienkirche gelegt, wo Louise in einer Gruft beigesetzt wird. Die Inschrift zu ihrem Grabmonument entwirft Karl Ludwig selbst.

Nachdem die Ehe seines mit der Prinzessin Wilhelmine Ernestine von Dänemark verheirateten einzigen legitimen Sohnes, des Kurprinzen Karl, schon sieben Jahre lang ohne Nachkommen ist, möchte Karl Ludwig nach dem Tod von Louise zur Sicherung der Erbfolge der Linie Pfalz-Simmern wieder heiraten. Aber Kurfürstin Charlotte verweigert eine Scheidung nach wie vor. Und sein einzig noch lebender Bruder Ruprecht will nicht heiraten.

Die 1680 als Zeichen religiöser Toleranz geweihte Conkordienirche soll allen christlichen Konfessionen für Gottesdienste offenstehen. Bei ihrer Einweihung predigen ein deutsch-reformierter, als auch ein lutherischer und ein katholischer Pfarrer. Karl Ludwigs Anliegen ist, dass sich diese christlichen Konfessionen auf das gemeinsame Fundament christlichen Glaubens verständigen, ohne dabei ihre grundlegenden Glaubensnormen aufzugeben (Ireniker).

Sein Ziel der konfessionellen Union von Reformierten und Lutheranern kann Karl Ludwig nicht mehr verwirklichen. Er stirbt am 28. August 1680 auf dem Weg von Mannheim nach Heidelberg beim Dorf Edingen unter einem Baum.

Karl Ludwigs ältester Sohn wird als Karl II., Kurfürst von der Pfalz und verschwendet innerhalb kurzer Zeit das von seinem sparsamen Vater in vielen Jahren angesparte Vermögen. Als Karl II. fünf Jahre später kinderlos stirbt, erlischt das protestantischen Haus Pfalz-Simmern und die Pfalz fällt an die katholische Linie Pfalz-Neuburg. Wenig später beginnt der Pfälzische Erbfolgekrieg.

Karl Ludwig hatte die expansive Außenpolitik von Ludwig dem XIV. stets mit Sorge verfolgt und empfand sie als bedrohlich. Ihm war bewusst, dass er die zur Landesverteidigung gegen den mächtigen Nachbarn notwendigen Kosten dauerhaft nicht aufbringen kann. Er hoffte aber, die Vermählung seiner Tochter Elisabeth Charlotte mit dem Herzog von Orleans, dem einzigen Bruder des französischen Königs könne den Frieden erhalten und seine Pfalz schützen. Er erfüllt sogar die Forderung, dass die junge Pfalzgräfin zum Katholizismus konvertiert. Nach ihrer Heirat an einem kalten Novembertag 1671 lebt Liselotte voller Heimweh als Herzogin von Orléans am Hof Ludwigs XIV. in Versailles. Ihre geliebte Pfalz wird sie nie wieder sehen.

Dennoch wird der Pfalz neues Elend nicht erspart. Nach dem Tod ihres Bruders Karl erhebt 

Ludwig XIV. gegen ihren Willen und dennoch in ihrem Namen, Erbansprüche auf das Vermögen Karls II. und insbesondere auf große Teile der Kurpfalz, was Kaiser Leopold I. und der Reichstag zurückweisen. Daraufhin marschieren im Spätjahr des Jahres 1688 französische Truppen ein, um die Ansprüche gewaltsam durchzusetzen. Dies ist der Beginn des "Pfälzischer Erbfolgekrieg", der bis 1697 dauert.

Bereits im März 1689 werden Mannheims Einwohner ausgewiesen, die Festung gesprengt, die Brunnen zugeschüttet, die Stadt geplündert und dem Erdboden gleich gemacht. Das gleiche Schicksal erfahren auch Speyer und Worms. General de Mélac lässt auch Heidelberg und sein Schloss niederbrennen. Die Ruine des Heidelberger Schlosses erinnert noch heute daran.

Mit der Festung wird auch die Konkordienkirche nur neun Jahre nach ihrer Einweihung gesprengt. An dieser Stelle befindet sich nun das Mannheimer Schloss. Erst 1706 beginnt der Wiederaufbau der reformierten Konkordienkirche im Quadrat R 2, wo sie noch heute zu finden ist.

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz war ein aufgeklärter Herrscher. Zu einer Zeit als in Europa Absolutismus, selbstherrliches Obrigkeitsdenken und religiöser Fanatismus herrschen, setzt er sich für religiöse Toleranz ein. Seine der Stadt Mannheim verliehenen Stadtprivilegien begründen die erste moderne Stadtverfassung. Sie gesteht den Untertanen kommunale Selbstverwaltung zu und ermöglicht mit ihren liberalen und wirtschaftsfreundlichen Bestimmungen eine fortschrittliche Verwaltungs- und Wirtschaftspolitik. Damit beweist Karl Ludwig ein bemerkenswertes Verständnis für die Bedürfnisse seines Landes.

Ein Denkmal im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses erinnert an diesen großen Kurfürsten. 

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