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Soziologie der Moderne

Max Weber (1864-1920)

Max Weber (21.4.1864 - 14.06.1920)

Max Weber gilt als Begründer der modernen Soziologie. Er prägte Begriffe wie „werturteilsfreie Wissenschaft“ „Objektivität“ oder „Bürokratie“. Mit seinem umfangreichen Werk legte er für Soziologie und Wirtschaft wegweisende Grundlagen. In der Politik sind Webers Gedanken zum Berufspolitiker und zur Wirkung von Charisma bis heute aktuell. Selbst, wer Max Weber nicht kennt, hat schon mal seine Aussage „Politik ist das Bohren dicker Bretter“ gehört.

Maximilian Carl Ernst Weber wird am 21. April 1864 in Erfurt als erstes von acht Kindern des Juristen und späteren Reichstagsabgeordneten Max Weber sen. und seiner Frau Helene geb. Fallenstein geboren.

Fünf Jahre später zieht die Familie nach Berlin. Dort besucht Max das königliche Kaiserin-Augusta-Gymnasium. 

Der etwas kränkliche und von seiner Mutter behütete Max ist ein recht selbstbewusstes und wissbegieriges Kind. Schon mit dreizehn Jahren liest er die Werke Kants, Schopenhauers und Spinozas. Früh zeichnet sich ab, dass er eigenständig denkt und sich nicht gerne einordnet.

Nach dem Abitur im Jahre 1882 schreibt er sich in Heidelberg für die Fächer Nationalökonomie, Jura, Geschichte und Philosophie ein. 

Im  Oktober 1983 unterbricht er sein Studium, um in Straßburg einen einjährigen freiwilligen Wehrdienst abzuleisten.

1884 setzt er sein Studium in Göttingen und Berlin fort und promoviert bereits 1889, noch vor dem zweiten juristischen Staatsexamen, mit dem Prädikat "magna cum laude" zum Doktor der Rechte.

Drei Jahre später habilitiert er sich mit dem Thema "Römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht“.

Im Alter von nur 29 Jahren wird er 1893 in Berlin außerordentlicher Professor für Handelsrecht. Im gleichen Jahr heiratet er seine entfernte Cousine Marianne Schnittger.

Die spätere Frauenrechtlerin, Soziologin und Juristin wird 1919 als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei in den badischen Landtag gewählt und ist die erste Frau, die dort eine Rede hält.

Im Jahre 1894 wird Max Weber zum Professor für Nationalökonomie nach Freiburg berufen, wechselt aber schon zwei Jahre später an die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.
Im gleichen Jahr erscheint sein erster soziologischer Aufsatz "Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur". Der wortgewandte Weber sorgt für volle Hörsäle und fasziniert seine Studenten durch unkonventionelle Denkansätze. 
Aber schon im Jahre 1898 muss er wegen zunehmender Depressionen seine Lehrtätigkeit einschränken und 1903 sogar seine Professur aufgeben. Er wirkt aber weiter als Privatgelehrter und schreibt in Heidelberg seine bedeutendsten Werke.

Eines seiner wichtigsten Werke ist die 1904/05 veröffentlichte Arbeit "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Darin beschreibt er die protestantische Ethik als eine wichtige Kraft, die zur Rationalisierung in der Wirtschaft führte. Vor allem der puritanische Calvinismus mit seinem Askesegebot, so Weber, habe die Menschen zur Arbeit, Disziplin und Kapitalbildung angetrieben und damit den Kapitalismus gefördert. Dieser aber habe sich schließlich von seinen ethischen Wurzeln entfernt und eine Lebensführung begünstigt, bei der die Menschen für statt von ihrer Arbeit leben.  

Zusammen mit seinen Kollegen Tönnies und Simmel begründet Weber 1909 die Deutsche Gesellschaft für Soziologie. 

Im Jahr 1910 zieht das Ehepaar in das von Webers Großvater erbaute hochherrschaftliche, dem Heidelberger Schloss gengenüberliegende "Haus Fallenstein". Dort finden regelmäßig sonntags Gesprächszirkel statt, bei denen Politiker, Wissenschaftler und Intellektuelle wie Friedrich Naumann, Gustav Radbruch, Karl Jaspers, Georg Simmel, Ernst Troeltsch und Ernst Bloch zu Gast sind und den "Mythos von Heidelberg" begründen. Das Haus Fallenstein gibt es noch immer und wird heute als Kolleg der Universität Heidelberg für deutsche Sprache und Kultur genutzt.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldet sich Weber freiwillig als Reserveleutnant und verwaltet für ein Jahr die Lazarettkommission in Heidelberg. Im September 1917 übernimmt er eine Professur an der Universität in Wien, kehrt aber wenige Monate später wieder nach Heidelberg und zu seiner Frau zurück. Nach Kriegsende nimmt Weber als Delegierter an der Friedenskonferenz zum Versailler Vertrag teil.

Als Privatgelehrter hält er in Heidelberg zahlreiche Vorträge zu Themen wie „Deutschlands Wiederaufrichtung“, „Die kommende Reichsverfassung“ und „Der freie Volksstaat“. Zum Sommersemester 1919 folgt er einem Ruf an die Universität in München als Professor für Gesellschaftswissenschaft, Wirtschaftsgeschichte und Nationalökonomie und wird Zeuge der gewaltsamen Niederschlagung der Münchner Räterepublik.

In seinem 1919 in München gehaltenen Vortrag "Politik als Beruf" geht Max Weber der Frage nach, was man für ein Mensch sein muss, "um seine Hand in die Speichen der Geschichte legen zu dürfen". Für Weber ist Politik kein Beruf, sondern Berufung. Daher sind ihm die auf ihre Wiederwahl schielenden Berufspolitiker zuwider. Für ihn zählt Verantwortungsethik mehr als Gesinnungsethik. Am bekanntesten ist Webers Feststellung "Man kann sagen, dass drei Qualitäten vornehmlich entscheidend sind für den Politiker:  Leidenschaft, Verantwortungsgefühl, Augenmaß. Die Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich". Wer vermag da zu widersprechen? Nicht ohne Grund wird dieser Satz noch heute oft zitiert. Auch Webers Gedanken zum Berufspolitiker und zur Wirkung von Charisma sind in der Politikwissenschaft aktuell. 

1919 erscheint sein bereits 1917 gehaltener Vortrag zu "Wissenschaft als Beruf", in dem Weber die Wissenschaftslaufbahn mit ihren Vor- und  Nachteilen sowie ihren Aufstiegschancen betrachtet und die Frage nach dem Wert von Wissenschaft beleuchtet. „Alle Naturwissenschaften geben uns Antwort auf die Frage: Was sollen wir tun, wenn wir das Leben technisch beherrschen wollen? Ob wir es aber technisch beherrschen sollen und wollen, und ob das letztlich eigentlich Sinn hat: – das lassen sie ganz dahingestellt oder setzen es für ihre Zwecke voraus.“ Für Weber ist Wissenschaft vor allem ein Werkzeug zum eigenständigen Denken.

Durch rastloses Arbeiten geschwächt, erkrankt Max Weber an der in München grassierenden Spanischen Grippe und stirbt am 14. Juni 1920 im Alter von nur 56 Jahren. Seine Frau Marianne bestattet Webers Urne auf dem Heidelberger Bergfriedhof und hält vor einer großen Trauergemeinde die Trauerrede. 

Sie kümmert sich in den folgenden Jahren auch um die Veröffentlichung seiner unzähligen Vorträge und Aufsätze.

1920/21 erscheint Webers Hauptwerk "Wirtschaft und Gesellschaft" mit dem er seinen Begriffshorizont umfassend und fächerübergreifend darstellt.

Max Weber gilt als Begründer der Soziologie als moderner Wissenschaft und zählt bis heute zu den am häufigsten zitierten Soziologen. Für Weber ist Soziologie eine werturteilsfreie Wissenschaft. Er beschreibt sie als "Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will."

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